Pilgern
- im Lockdown?
Als Pilger habe ich zweimal einen faustgroßen Kieselstein von zu Hause durch Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela getragen. – Unnötiger Ballast? Nein, ein alter Pilgerbrauch: Am Ziel angekommen, legt man mit dem Stein symbolisch das Schwere ab, das man im Leben so mit sich herumträgt.
Ein Pilgerweg ist der Lockdown nicht – aber es gibt sicher manches, was uns im Moment mehr belastet als „normal“. Wir hoffen, dass die Pandemie irgendwann vorbei ist, wissen aber nicht, wann das sein wird.
Macht es wie die Pilger auf dem Weg zu ihrem weit entfernten Ziel: Besorgt Euch einen Stein und schreibt mit Filzstift auf den Stein, was Euch gerade das Leben schwer macht: die Enge in der Wohnung, der fehlende Kontakt zu den Freunden, Streit zu Hause, Einsamkeit, gedrückte Stimmung...
Statt eines Steins könnt Ihr auch eine große Scherbe (z.B. von einem alten Blumentopf) nehmen oder alles auf Zettel schreiben und in eine leere Flasche stecken.
Und dann? – Wenn Ihr wollt, bringt Ihr den Stein, die Scherbe, die Flaschenpost nach dem Lockdown mit in die Schule und legt es in der Schulkapelle vor den Altar… oder Ihr vergrabt ihn ihm Garten… oder lasst ihn in die Wupper fallen… oder Euch fällt noch etwas ganz anderes ein…
Text und Fotos: Ricarda Menne