Erzbischöfliche St.-Anna-Schule

Sänk ju vor träwelling wis Deutsche Bahn

Unterwegs im Zug des Lebens

Als wir 14, 15 Jahre alt waren, war es für meine Freunde und mich neben dem Familienurlaub das Highlight des Sommers, ein- oder zweimal während der Ferien mit dem Zug nach Köln zu fahren. Im Studium war der Kölner Hauptbahnhof regelmäßiger Dreh- und Angelpunkt: Freitags mit einem Rucksack voller schmutziger Wäsche von der Uni nach Hause, sonntags mit sauberer Wäsche retour. Eine gewisse Liebe zu Zugfahrten ist mir geblieben: Ich mag es, während der Fahrt zu lesen, mit anderen Menschen zu quatschen oder einfach nur aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft an mir vorüberziehen zu lassen.

Vor ein paar Tagen schickte mir ein Freund einen Videoclip – „Der Zug des Lebens“ – der diese Erinnerungen an so manche Zugfahrt geweckt hat und einlädt, über das Leben nachzudenken:

Unser Leben ist wie eine Zugfahrt – mit Haltestellen, Umwegen, Verspätungen, Pannen, sogar Unglücken.

Wir steigen ein, und das erste Abteil, in dem wir sitzen, ist unser Elternhaus – und unsere Eltern sind die ersten Mitreisenden. Weitere Mitreisende gesellen sich dazu: Verwandte, Freunde, Klassenkameraden, Arbeitskollegen… die Liebe unseres Lebens. Wir denken oft genug, dass die Fahrt ewig so weitergeht – aber immer wieder gibt es Haltestellen, an denen Menschen aussteigen (müssen) und wir unsere Fahrt ohne sie fortsetzen: weil die gemeinsame Schulzeit endet und man sich aus den Augen verliert, weil Freundschaften zerbrechen oder weil Menschen, die uns nahestehen, sterben.

Manche steigen aus und hinterlassen eine große Leere in unserem Abteil. Am liebsten würden wir die Notbremse ziehen, damit der Zug hält. – Bei anderen merken wir gar nicht so richtig, dass sie ausgestiegen sind.

Unser Lebenszug fährt nicht immer nach Plan – jedenfalls nicht unbedingt, nach dem Fahrplan, den wir uns ausgedacht haben. Es gibt Weichen auf der Strecke. Manche können wir selber stellen und beeinflussen, andere geben uns die Richtung vor, in die die Reise weitergeht.

Es gibt Momente, da finden wir uns auf dem Abstellgleis wieder. Da geht nichts mehr voran – stattdessen müssen wir den Rückwärtsgang einlegen, die Spur wechseln und langsam wieder Fahrt aufnehmen.

Pannen und Unfälle – wir wünschen sie uns nicht, aber sie bleiben uns auch nicht erspart. Glücklich, wer den Zug seines Lebens zumindest so besonnen steuert, dass er nicht gleich vor die erstbeste Wand fährt!

Wir wissen nicht, wie lange unsere Reise dauert, wann die Haltestelle kommt, an der wir aussteigen müssen…

„Gott verspricht eine sichere Landung, aber keine ruhige Reise,“ lautet ein Sprichwort aus England. Gemünzt auf das Bild einer Zugfahrt und auf die Hoffnung, die wir besonders in der nun zu Ende gehenden Osterzeit feiern, lässt sich das auch so ausdrücken: Das Leben hat viel von „sänk ju vor träwelling wis deutsche Bahn“ – aber ich glaube und hoffe, dass Gott diesen Spagat hinbekommt: im Zug mitzufahren und gleichzeitig schon längst an „meiner“ Haltestelle zu warten – zusammen mit den Menschen, die schon vor mir ausgestiegen sind.

Ricarda Menne, 18. Mai 2021

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