Wer bin ich eigentlich?
Schwierigkeiten mit der Selbstfindung
„Sei du selbst!“ Bestimmt schon mal gehört, diesen warmen Wunsch. Wenn man mal wieder nicht hip genug ist. Oder sich noch immer für absolut angesagt hält, während man doch in Wirklichkeit schon längst mega-out ist, nicht rechtzeitig mitbekommen hat, woher diesmal der Wind weht.
Was ist eigentlich das Unverwechselbare an mir? Ist es der mehr oder weniger große Erfolg, mit dem ich im Gewirre der Trends so etwas wie ein persönliches Muster suche? Doch Individualität verspricht heute jeder, der etwas zu verkaufen hat. Die ach so individuellen superperfekten Selfies auf Instagram sehen am Ende alle irgendwie gleich aus. Und andererseits: Was heute noch als alternativ und besonders gilt, ist morgen schon ein Millionengeschäft. So wie provokative Parolen und Logos auf Edel-T-Shirts: Aufmüpfigkeit von der Kleiderstange, aber für teuer Geld.
Sei du selbst – das Alternativprogramm. Zeitgeist auf Wiedersehen, ich mach mein eigenes Ding, ich bin anders, so wie ich ist keiner. Entdeck' die Kraft, die in dir steckt. Doch komisch: die Entdeckungsreisen ins Ich haben alle eine gewisse Familienähnlichkeit. Auch hier wieder: Was so super-persönlich sein soll, klingt doch immer irgendwie ähnlich nach Psychogequatsche.
Die Suche nach mir selbst – also ein Holzweg? In der Bibel habe ich mal gelesen: „Es ist noch nicht heraus, was wir sein werden.“
Kann man das aushalten - sich selber nicht in der Hand, sich noch vor sich zu haben? Ich denke: ja – wenn man weiß, da ist jemand, der einen einfach so nimmt wie man ist, vielleicht sogar: der einen liebt. In dessen Augen ich all das schon bin, was ich vielleicht gern sein möchte: unverwechselbar, etwas Besonderes. Der, von dem dieser Bibelspruch stammt, der kannte solche Erfahrungen wohl auch. Darum hatte er seinem Wort vorangestellt: „… aber schon jetzt sind wir Söhne und Töchter Gottes.“
Armin Lange